Sich erholen und gute Gespräche führen

Der Seebote berichtete 2003 erstmals von Ursula Hosch, selbstständige Beraterin bei der Organisationsentwicklung, Supervisorin, Coach und Fortbildnerin in Nonnenhorn. Sie bietet relativ neue Dienstleistungen zur Reflexion und Entwicklung beruflichen Handelns sowie zum Verwirklichen beruflicher Ziele, bei der die Person im Zentrum steht. Ihr Motto heißt "Rückgrat für Eigensinnige". Damit erreicht sie diejenigen, die sich die Frage nach dem Sinn in Beruf und Gesellschaft stellen, und die dafür sorgen, daß sich Sinnloses verändert. Das sind mutige Leute, die bereit sind, Widerstände anzugehen und Reibung in Kauf zu nehmen. Zum Thema gemacht werden die persönliche Berufssituation, die Zusammenarbeit im Team, das Verhältnis zwischen Mitarbeitenden und Vorgesetzten oder die Strukturen einer ganzen Organisation mit ihrer politischen Ausrichtung.

Seebote:
Was hat sich für Sie und den Eigensinn ereignet seit letztem Jahr?

Ursula Hosch:
Es gab allerhand freudige Ereignisse und viel zu tun. Ich hatte natürlich zunächst einmal selber Spaß am Eigensinn und finde es schön zu erleben, wie gut dieser Ansatz greift. Besonders freue ich mich über meinen neuen Geschäftsraum im Bildungszentrum Lindau, Uferweg 7, auf der Hinteren Insel in der ehemaligen Luidpoldkaserne. Er bietet auch Teams Platz und ist persönlich. Alle, die mich dort besuchen, fühlen sich wohl. An den Fenstern ziehen Schiffe vorbei, dahinter erscheinen bei klarer Sicht die Berge. Rundherum ist ein Park, sodaß Gespräche zuweilen auch während eines Spaziergangs geführt werden. Als "nah dran mit dem Blick von außen" werde ich inzwischen aus der ganzen BRD angefragt, und auch von Menschen aus Vorarlberg, aus der Schweiz sowie aus Benelux Ländern. Die Leute kommen gerne in unsere schöne Gegend am Bayerischen Bodensee. Das hat zwei große Vorteile: Ich kann hier in Ruhe meine Arbeit tun und muß nicht mehr selbst so viel reisen, wie früher. Und diejenigen, die hierhin kommen, bringen selber Zeit und Raum mit, denn sie steigen für ein paar Tage aus ihrem gewohnten Trubel aus. Sie wagen etwas Ungewohntes und kommen daher auch auf ungewöhnliche Lösungen, welche das Verharren im Gewohnten sonst erst gar nicht zuläßt. Die Nähe zur Natur hilft dabei, zu sich selbst und zu gangbaren Wegen zu finden.

Seebote:
Sie hatten im letzten Jahr beschrieben, daß die Zusammenarbeit mit den "Bewegerinnen und Bewegern" (wie Sie sie gerne nennen) in der Regel intensiv ist. Wenn die Leute weiter weg wohnen, ist dann für Sie der Auftrag und die Kooperation nach einem Besuch abgeschlossen?

Ursula Hosch:
Für meine Arbeit ist der Prozess wichtig. Ich trete nicht als Expertin auf, die alles besser weiß als die anderen, sondern als eine, die andere zu dem führen kann, was sie selbst am allerbesten wissen und beurteilen können. Im Ergebnis kommt eine eigene, fundierte Lösung dabei heraus, die nachhaltig wirkt und trägt. Dazu brauchen wir eine gemeinsame Wegstrecke. Das ist aufwendiger, als jemandem bloß einen Ratschlag zu erteilen bzw. Rat von jemand anzunehmen. Durch letzteres erlebt man sich selbst nicht als Autorität, weil man ja die Autorität Fachleuten übertragen hat. Sicherheit in Entscheidungen entsteht anders. Auf dem Weg, sich das eigene tiefere Wissen zugänglich zu machen, halten wir zwischen den Treffen schriftlichen Kontakt per Mail, Fax oder Post. Die Arbeit dazu wird von den Einzelnen vor Ort weiter geleistet. Ich gebe Impulse dazu. Bei den Treffen mit mir wird das Wesentliche auf den Punkt gebracht und an den Schaltstellen angesetzt.

Seebote:
Wie erfahren die Leute eigentlich davon, mit Ihnen berufliche Fragen klären und neue Vorhaben wirksam angehen zu können?


Ursula Hosch:
Leute erfahren von mir, indem Sie es hier z.B. im Seeboten lesen oder in anderen Artikeln. Wichtige Informationsträger sind meine Homepage und die ausführliche Broschüre. Dieses Faltblatt liegt meist bei den Verkehrsämtern aus und kann auch direkt bei mir angefordert werden. Wir lernen uns kennen auf Seminaren bei Bildungsträgern, die ich leite, sowie bei Vorträgen und auf Messen. So war ich Mitte September 2003 in Köln auf der Messe "Zukunft Personal" und in der Zeit 09. - 13. 02. 2004 mit einem eigenen Stand auf der didacta in Köln. Dort stelle ich mit meinem Angebot auch die Vorzüge unserer Region vor. Vom 28. 02. - 04. 03. 2005 werde ich als Ausstellerin auf der didacta in Stuttgart sein. Frauen und Männer, die bei mir weiter gekommen sind, empfehlen mich. Ebenso empfehlen wir uns als freie Kolleginnen und Kollegen. Wir kennen uns aus Netzwerken wie dem bundesweiten Trainertreffen (Regionalgruppe in Friedrichshafen) oder der Deutschen Gesellschaft für Supervision (Regionalgruppe in Ravensburg). Nicht zuletzt bin ich auch als Lehrsupervisorin tätig in einem internationalen Fortbildungsgang bei der Akademie für Sozialarbeit in Bregenz.

Seebote:
Wer kommt denn konkret zu Ihnen und wie wird das bezahlt?


Ursula Hosch:
Diejenigen, bei denen ich zu Gast bin, sind Bildungsträger, Verbände und Organisationen. Sie nehmen das Honorar für mich aus ihren Töpfen für Fort- und Weiterbildung und Beratung. Und die, die zu mir kommen, zahlen das Honorar für mich fast ausschließlich aus der eigenen Tasche. Es sind einzelne Ein-, Auf-, Um- und Wiedereinsteigerlnnen, Leute aus Organisationen (ob mit oder ohne Führungsaufgaben), Selbstständige, Unternehmerinnen, Trainerinnen, Vorstände mit ihren Geschäftsführungen, Projektleitungsteams, politisch Engagierte u.v.a. Es gibt wenige, die dafür einen Zuschuß von ihrem Arbeitgeber erhalten. Das war noch vor einigen Jahren anders. Mitunter übernehmen Auffanggesellschaften die Kosten. Existenzgründerinnen, die Überbrückungsgeld / oder Unterstützung als Ich-AG beziehen, können vom Arbeitsamt im ersten Jahr beim Existenzaufbau eine anteilige Förderung bekommen für das Coaching mit mir. Darüber hinaus gibt es weitere Förderungen bei Existenzgründung und Betriebsübernahme, über die Kammern informieren. Ich bin als Alleinunternehmerin frei und ideologisch unabhängig und kann mich voll auf die Bedürfnisse meiner Kundinnen und Kunden konzentrieren. Leute, die selbst Zeit, Geld und Kraft investieren, tun etwas dafür, daß ein Optimum für sie dabei heraus kommt. Daraus entsteht eine engagierte und erfüllende Zusammenarbeit, die wir sehr genießen.

Seebote:
Wenn Sie also hauptsächlich mit denjenigen zu tun haben, die sich selber einsetzen, die innovativ sind und Wandel bewirken, wenn Sie Veränderungsprojekte in Organisationen anschieben und auf Messen präsent sind, sind Sie also am Puls der Zeit: Welche Entwicklungen beobachten Sie?

Ursula Hosch:
Ich spüre Aufwind! Von Depression war vielfach die Rede in den letzten Jahren, von Klagen auf hohem oder auf niedrigem Niveau. Es gab Rückzug in die Vereinzelung auch bei denjenigen, die sich eigentlich grundsätzlich für das Gesamte engagieren. Einseitig forcierter und betriebswirtschaftlich legitimierter Zeit- und Kostendruck erdrückte förmlich Prinzipien des sozialen Miteinanders und der organischer Entwicklung. Das ist auf Dauer auch betriebs- und volkswirtschaftlich gesehen nicht haltbar. Skepsis demgegenüber wächst, Ohnmacht nimmt ab. Ich beobachte, wie Frauen und Männer an Widerstandskraft gegenüber diesem Druck gewinnen. Immer mehr Leute tragen sinnloses Weg-Rationalisieren und ausschließende Konkurrenz weder länger mit, noch lassen sie sich weiter davon einschüchtern, hetzen und verraten. Da ich bewusst branchenübergreifend arbeite, weiß ich das aus vielen Berufsfeldern. Manche mussten sich im Zuge dessen ohnehin beruflich neu orientieren. Andere lassen sich nicht länger vor den Karren von etwas spannen, was sie nicht teilen. Das Rückgrat, was hier gezeigt wird, ist beachtlich, denn es stehen Existenzen dabei auf dem Spiel. Der Mut wächst, sich auf die eigenen Beine zu stellen und Position zu beziehen. Das hat mich dazu geführt, in der Arbeitsform Coaching mehr Luft zu lassen. Wer sowieso dauerhaft unter Anspannung steht, der bzw. dem schlage ich z.B. vor, sich eine Woche Zeit zu nehmen, an den Bodensee zu kommen und mit mir in kleineren Dosierungen zu arbeiten- statt von früh bis spät im Crash-Verfahren. Ich empfehle, in der verbleibenden freien Zeit spazieren zu gehen, Boot oder Rad zu fahren und das Erarbeitete wirken zu lassen. Manchmal ist jedoch der Druck so hoch, daß es auch für mich in der Beratung nur noch eines gibt - sofern es reif ist: Zupacken, Augen auf und miteinander da durch!

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